Hier ist ein interessanter Artikel auf spiegel.de über zweisprachige Erziehung.
Ein paar Auszüge:
Migrantenkinder sollen endlich richtig Deutsch lernen – ihre Muttersprache gilt in deutschen Schulen eher als Ballast. Finnische Lehrer und Bildungspolitiker dagegen haben längst die Zweisprachigkeit als große Bildungschance entdeckt.
Kaum jemand bezweifelt die Vorteile der Zweisprachigkeit: Wie von selbst weitet sich der Horizont, die Kinder gewinnen auch intellektuell. Sie reflektieren früh über sprachliche Bedeutungen und kulturelle Unterschiede, lernen leichter weitere Sprachen und haben weniger Schwierigkeiten mit dem Umschalten von einer Tätigkeit zur anderen.
Ausgerechnet denen, die von Haus aus die besten Voraussetzungen für eine funktionierende Zweisprachigkeit hätten, nämlich den Migrantenkindern, sagt man, sie sollten in erster Linie Deutsch
lernen.
“Es ergibt wenig Sinn, im Kindergarten dem Kind Englisch beizubringen, wenn die Sprache nicht Bestandteil des Alltags des Kindes ist”, sagt Hans Rudolf Leu vom Deutschen Jugendinstitut in München. Ohne Umschweife gelingt dies aber in einer zweisprachigen Familie, in der sich beide Elternteile konsequent jeweils in ihrer Muttersprache an das Kind wenden.
Auch drei Muttersprachen sind ohneweiteres möglich. Es wird von einer finnisch-griechischen Familie berichtet, die schlicht nicht auf den Kinderarzt gehört hat “wenigstens eine Sprache wegzulassen”.
Auch interessant ist:
Eine kroatische Nachbarin der Familie wiederum redete immer gebrochenes Deutsch mit ihrem Sohn. Und jetzt hat der Junge einen Akzent, obwohl er hier geboren und aufgewachsen ist.
“Wir setzen auf die Vorteile der multikulturellen Gesellschaft, indem wir zum Beispiel die Bedeutung der Muttersprache verstanden haben”, sagt Johanna Suurpää, Minderheitenbeauftragte im Innenministerium. Muttersprachenunterricht gibt es laut Bildungsministerium in 50
verschiedenen Sprachen in 70 verschiedenen Gemeinden.
Abschließend sei erwähnt:
In Finnland werden 7,8 des Bruttoninlandprodukts für Bildung aufgewandt, in Deutschland sind es 4,8 Prozent.